21.09.2023
Die SNB stösst an ihre Grenzen
Kurzeinschätzung des Investment Office der Migros Bank
Ausgangslage
Zwar legte die Europäische Zentralbank (EZB) letzte Woche mit ihrer neuerlichen Zinsstraffung vor und setzte die SNB unter zusätzlichen Handlungsdruck. Jedoch liegt hierzulande die offizielle Jahresteuerung mit zuletzt 1,6 Prozent bereits im offiziellen Zielkorridor der SNB.
Die Lage bleibt indes fragil: Einerseits notiert der Preisauftrieb bei wichtigen Hauptgruppen – wie beispielsweise bei Nahrungsmitteln – weiterhin im überschiessenden Bereich, andererseits liegt die Inflation in der Eurozone mit 5,2 Prozent nach wie vor deutlich über jener in der Schweiz. Grundsätzlich ist der SNB also alles daran gelegen, mittels der Verhinderung einer EUR/CHF-Aufwertung einen Inflationsimport so weit wie möglich zu unterbinden. Eine ausgeweitete Zinsdifferenz zwischen der Währungsunion und der Schweiz liegt somit zwar nicht in ihrem Interesse, scheint sie aber im aktuellen Konjunktur- und Preisumfeld als hinzunehmendes Übel zu taxieren
Initiale Auswirkungen
In einer ersten Reaktion vollzog der Euro gegenüber dem Franken einen sprunghaften Anstieg auf rund 0.965. Das Stillhalten der SNB scheint demnach an den Devisenmärkten für eine gewisse Überraschung gesorgt zu haben. Auch an den Aktienmärkten sorgte der SNB-Entscheid für Erleichterung: Der breit gefasste SPI-Index sprang von 14 583 auf rund 14 665 Punkte (09:50).
Interpretation
«Angesichts der offiziellen Inflationsrate vermag der SNB-Marschhalt nicht gänzlich zu überraschen», erklärt Santosh Brivio, Senior Economist der Migros Bank. «Wie wir jedoch schon seit geraumer Zeit darauf hinweisen, rückt zunehmend auch die gefühlte Teuerung in den Fokus. Höhere Krankenkassenprämien, höhere Preise an den Zapfsäulen, erneut steigende Strompreise oder kletternde Mieten – für viele Konsumentinnen und Konsumenten fühlt sich das gegenwärtige Umfeld überhaupt nicht wie eine preisliche Entspannungsphase an.»
«Dass die SNB vor diesem Hintergrund nun stillhält», so Brivio weiter, «erachten wir daher auch als eine Anerkennung der geldpolitischen Grenzen. Denn die erwähnten Ursachen des Inflationsdrucks liegen oftmals ausserhalb des Einflussbereichs der Nationalbank-Politik. Kommt hinzu, dass mit jeder Zinsstraffung das zunehmende Risiko einhergeht, das Wirtschaftswachstum erheblich zu belasten. Wir erwarten zwar weiterhin keine Rezession für die Schweiz, rechnen aber vorerst mit einem kräftigen konjunkturellen Gegenwind. Diesem sollte die Schweiz aber insgesamt standhalten können. Gerade auch weil die Zinsschraube nicht mehr weiter angezogen wurde, erwarten wir für nächstes Jahr weiterhin keine Leitzinssenkung.»
Weitere Auskünfte
Santosh Brivio, Senior Economist
Tel. 044 839 90 12, E-Mail santosh.brivio@migrosbank.ch
Unter diesem Link finden sich wöchentliche Kommentare des Investment Office der Migros Bank.
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Über die Migros Bank
Die Migros Bank ist eine 100-prozentige Tochter des Migros-Genossenschafts-Bundes und als solche nicht börsenkotiert. Dadurch kann sie sich optimal auf das Schaffen von Kundennutzen fokussieren statt auf die Steigerung des Aktienwerts. Sie beschäftigt rund 1700 Mitarbeitende und betreibt über 70 Geschäftsstellen in allen Landesteilen und ist so gleichermassen weit vernetzt wie regional gut verankert. Ihre rund eine Million Kundinnen und Kunden vertrauen der Bank Kundeneinlagen im Gesamtwert von über 45 Milliarden Franken an. Als siebtgrösste Bank in der Schweiz trägt die Migros Bank grosse Verantwortung für ihre Umwelt und die Gesellschaft und nimmt diese auch bewusst wahr. Als erste grosse Schweizer Bank hat sie 2019 ausserdem bereits die Boni abgeschafft, ganz im Sinne eines verantwortungsbewussten und konsequent kundenorientierten Ressourcenumgangs.
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