Bitcoin-Energieverbrauch: Ist der Bitcoin nur eine Energieschleuder oder das neue digitale Gold?
Die Kryptowährung Bitcoin basiert auf einem globalen IT-Netzwerk, das viel Energie benötigt. Ist es unnötig viel Energie? Die Antwort fällt je nach Betrachtungsweise anders aus.

Warum braucht der Bitcoin so viel Energie?
Der Bitcoin basiert wie die meisten anderen Kryptowährungen auf Blockchains – kontinuierlich erweiterten Ketten von verschlüsselten Datensätzen, auf denen sämtliche Transaktionen gespeichert sind. Die Verifizierung und Verarbeitung erfordern Rechenleistung. Wer diese zur Verfügung stellt, erhält einerseits Transaktionsgebühren, andererseits (und das ist der interessantere Teil) die Chance auf die Zuteilung neuer Coins. Beim Bitcoin bemisst sich die Zuteilung nach Arbeitsleistung – eine Belohnung für die Lösung aufwendiger mathematischer Aufgaben. Dafür sind maximal 21 Millionen Coins vorgesehen. 90 Prozent sind bereits im Umlauf. Bis aber auch die letzten 10 Prozent vergeben sind, wird es noch mehrere Jahrzehnte dauern. Die mathematischen Aufgaben werden nämlich laufend komplexer und benötigen so immer mehr Rechenleistung. Dieses sogenannte Proof-of-Work-Konzept (PoW) des Bitcoins hat daher einen grossen Nachteil: Es ist extrem energieintensiv. Viele Kryptowährungen wählen daher einen Alternativansatz, nämlich das Proof-of-Stake-Konzept (PoS). Es braucht deutlich weniger Energie. Denn bei PoS bemisst sich die Chance auf Zuteilung neuer Coins nicht aufgrund gelöster mathematischer Aufgaben, sondern nach dem persönlichen Anteil an der jeweiligen Kryptowährung.
Ist der Bitcoin das neue digitale Gold?
Die Migros Bank betrachtet den Bitcoin, im Gegensatz zum Gold, nicht als fixen Baustein zur Risikodiversifikation eines Vermögensportfolios, sondern als spekulative Depotbeimischung. Denn im Unterschied zum gelben Edelmetall erfolgt der Handel von Bitcoin oft an intransparenten und unzureichend regulierten Marktplätzen, verbunden mit entsprechenden Risiken. Zudem war die Kursentwicklung des Bitcoins in der Vergangenheit, im Unterschied zu jener von Gold, relativ eng mit der Bewegung von Hightech-Aktien und anderen riskanten Anlageklassen verbunden. Das widerspricht dem Ziel einer Risikodiversifikation des Vermögensportfolios.
Immerhin: Während der US-Bankenkrise im Frühjahr 2023 erfolgte erstmals in grösserem Masse eine Entkoppelung des Bitcoins vom Aktienmarkt. Stattdessen war die Korrelation, also gewissermassen die Ähnlichkeit, der Bitcoin- und Gold-Kurse so hoch wie seit zwei Jahre nicht mehr. Der Bitcoin vermochte sich also wie das Edelmetall als «sicherer Hafen» in den Finanzmarktturbulenzen zu behaupten. Abzuwarten bleibt, ob sich dieser Trend fortsetzt und sich der Bitcoin längerfristig wie das gelbe Edelmetall als Krisenschutz etabliert. Oder ihm vielleicht eines fernen Tages sogar den Rang ablaufen kann.
Zumindest bezüglich Energiebedarf hat der Bitcoin schon heute die Nase vorn. Laut Cambridge Bitcoin Consumption Index beträgt der aktuelle jährliche Bitcoin-Energieverbrauch rund 130 Terrawattstunden (TWh), während die Goldindustrie gemäss der Investmentfirma Galaxy Digital rund 240 TWh beansprucht.